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24. September 2018
Neue Medien im Unterricht
Heftig ist momentan die Diskussion über Sinn oder Unsinn des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht. Dabei wird häufig ausgeklammert, dass die digitalen Medien in der Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen bereits voll angekommen sind. Es stellt sich also nicht mehr die Frage, ob diese, sondern nur noch darum, wie diese genutzt werden.
Digitale Medien im Unterricht – Zwischen Euphorie und Schrecken!
Heftig ist momentan die Diskussion über Sinn oder Unsinn des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht. Dabei wird häufig ausgeklammert, dass die digitalen Medien in der Lebenswelt unserer Kinder und Jugendlichen bereits voll angekommen sind. Es stellt sich also nicht mehr die Frage, ob diese, sondern nur noch darum, wie diese genutzt werden.
Daher geht es im Schulunterricht nicht um eine ziellose Vermehrung des Einsatzes digitaler Medien, sondern um ein stufenweises Heranführen der Schulen an die Lebenswirklichkeit der Kinder, in welcher sie von digitalen Medien umgeben sind.
Es wäre unverantwortlich, es dem Zufall bzw. den Eltern zu überlassen, ob sie diese Medien sinnvoll gebrauchen oder nicht. Wenn Schule auf das Leben vorbereiten soll (besser: das Leben begleiten soll), dann führt an einer gezielten Ausbildung im Umgang damit - auch mit den damit verbundenen Gefahren - kein Weg vorbei. Wollen wir in Zukunft Jugendliche haben, welche kaum einen sinnvollen Einsatz der Medien kennen, während andere bereits vom Kleinkindalter an lernen, wie sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten mithilfe dieser Medien ausbauen können? Ist Schule dann ihrem Anspruch gerecht geworden?
Außerdem kommt es nicht nur darauf an, Kinder und Jugendliche einfach auf die von außen kommenden Veränderungen vorzubereiten, sondern ihnen bewusst zu machen, dass sie auch eine Chance haben, diese Zukunft mitzugestalten, und zwar gemeinsam mit andern Menschen. Denn das Wissen des Einzelnen nimmt im Vergleich zum vorhandenen Wissen ständig ab. Das Wissen insgesamt wächst exponentiell, das persönliche Wissen bestenfalls linear. Deshalb liegt in der Kollaboration der Schlüssel zur Arbeitswelt der Zukunft.
Es sind heutzutage nicht mehr einzelne Wissenschaftler in ihren Elfenbeintürmen, welche Algorithmen für die Lösung bestimmter Aufgaben entwickeln, sondern Teams von Menschen, welche unter Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz) und auf der Basis von Big Data (großer Datenmengen) neue Produkte entwickeln und vermarkten. Dies erklärt auch, warum die Sammlung von Daten momentan ein so gewaltiges Geschäftsmodell ist. Wer die beste Datenbasis hat, kann auch das am besten funktionierende Produkt liefern.
Die Konsequenz für die Schule ist, dass sie einerseits das Verständnis für und den richtigen Umgang mit digitalen Medien lehren und andererseits die sozialen Kompetenzen fördern muss. Ein Beispiel dafür ist beispielsweise das flipped classroom Modell, welches den Frontalunterricht individualisiert und auch als Hausaufgabe auslagert (z.B. ein Lernvideo ansehen), und andererseits die gemeinsame Zeit in der Schule auch mit gemeinsamen Aktivitäten mit und ohne Einsatz digitaler Geräte ausfüllt.
Damit dies sinnvoll geschehen kann, ist allerdings ein gutes didaktisches Konzept nötig. Es muss also immer zuerst die Kompetenz der Lehrkräfte angepasst werden, bevor die Geräte in den Fokus kommen. Eine plötzliche „Geräteschwemme“ ohne vorherige Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte birgt immer die Gefahr einer Fehlinvestition.
Wenn man sich auf Studien beruft, welche dem Unterricht mit digitalen Geräten keinen verbesserten Lernerfolg bescheinigen, dann darf man auf zwei Dinge nicht vergessen. Einerseits gibt es im Gegensatz zum traditionellen Unterricht noch viel weniger ausgereifte didaktische Modelle und entsprechend ausgebildete Lehrende (in der Vergangenheit beliebte Praxis: „Wenn ihr brav seid, dann spielen wir halt gegen Ende der Stunde noch ein wenig am Computer!“), andererseits vergleicht man dabei Äpfel mit Birnen. Denn beim Einsatz digitaler Geräte geht es nicht um reine „Stoffvermittlung“, welcher dann anschließend per Wissenscheck abgeprüft wird, sondern um den Erwerb von Kompetenzen, welche in Zukunft eine immer bedeutendere Rolle spielen werden, wie z.B. Finden von Informationen außerhalb der eigenen „Bubble“, kritische Reflexion von Informationen, Umgang mit „Hate Speech“, Regeln für ein soziales Miteinander in den „Social Media“.
Damit wir einander in Zukunft noch verstehen können, sind ein paar gemeinsame „Grundpflöcke“ nötig, welche für viele Jugendliche nur in der Schule vermittelt werden können (nicht überall ist das Elternhaus dazu in der Lage!). Damit wir einander respektieren können, wird Respekt vor den Meinungen und dem Wissen der Anderen immer wichtiger. Und damit wir die divergierenden Ansichten und Überzeugungen überhaupt noch aushalten können, wird in Zukunft der Ambiguitätstoleranz (aushalten können, dass es keine eindeutigen Lösungen gibt) eine immer wichtigere Rolle zukommen, um der Radikalisierung und der Suche nach einfachen und bedenklichen Lösungen entgegenzuwirken.
Würden wir auch in den nächsten Jahren in der Mehrheit nur am „guten alten Unterricht“ festhalten, dann überließen wir die Vorbereitung unserer Jugend auf die Zukunft den Elternhäusern und dem Zufall, würden der Aufgabe einer zeitgemäßen Schule aber nicht gerecht werden. Daher hat die Bundesregierung ab heurigem Schuljahr auch die „Digitale Grundbildung“ in der Sekundarstufe 1 verpflichtend eingeführt. Wünschen wir dieser Initiative viel Erfolg, und dass sie auch sinngemäß umgesetzt wird!
Edmund Huditz
Leiter der ARGE eEducation in der Bildungsdirektion Kärnten
Kontakt & Information
Mag. Edmund Huditz
eEducation Bundeslandkoordination AHS Kärnten
Leitung ARGE eEducation Kärnten
Landeskoordination Mobile Peer Learning
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E-Mail: edmund.huditz@eeducation.at
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Nora Ulbing