kärnten.digital
NEWS

8. Oktober 2018

Künstliche Intelligenz “muss hip” werden

Bei der Nutzung von “Machine-Learning” und Künstlicher Intelligenz (KI) liegt Europa weit zurück. Wie sich das ändern soll, wurde intensiv bei den Innovationsgesprächen der Innoregio Süd am 3. Oktober im Congress Leoben diskutiert.

Keynote-Speaker Peter Buxmann, Wirtschaftsinformatiker von der TU Darmstadt und Autor zahlreicher Publikationen, rüttelte die Innovationsakteure der Steiermark und Kärntens wach, als er Fakten auf den Tisch legte: im Jahr 2017 wurden bereits 17,2 Mrd. Dollar weltweit in KI-Startups investiert, 48 Prozent davon in China, 38 Prozent in den USA. Europa verschwindet im “Rest der Welt”. Zuvor hatte er einen kurzen Überblick über Geschichte und wichtigste Anwendungen von KI gegeben. In den 50er Jahren erfunden, war es zunächst die Science-Fiction-Literatur, die den Ball aufnahm, ehe lernende Maschinen in Form von hoch leistungsfähigen Computern zuerst die besten Schach-, dann auch die besten Go-Spieler der Welt schlugen.

 

Problem Blackbox

Heute steckt KI in Big Data und Deep-Learning-Algorithmen (in Computern implementierte und mit enormer Rechenleistung beschleunigte Handlungsvorschriften), die für verschiedenste Anwendungen genutzt werden. Buxmann nannte medizinische Diagnosen, Prognosemodelle zur Verkehrsflussoptimierung oder unterschiedlichste Services von Platform-Companies wie Amazons “Alexa”. Er sprach aber auch die anschließend heftig diskutierten Probleme solcher Systeme an, wie etwa die so genannte “Blackbox”. Man wisse zwar, welche Datenbasis in die Entscheidung durch Algorithmen einfließe, aber nicht, wie dann der Entscheidungsprozess konkret ablaufe. Es bleibt also etwa offen, wie sich das autonome Fahrzeug entscheidet, wenn es etwa vor die tödliche Wahl gestellt werde, ob es mit dem Pensionisten oder dem spielenden Kind auf Konfrontationskurs gehe.

Buxmann beklagte, dass die gesellschaftlichen Aspekte von KI in der Forschung gegenüber den ökonomischen stark unterrepräsentiert seien. Vielleicht liege hier ein Grund dafür, warum Europa dem Thema bisher so reserviert gegenübersteht, also eher die Risiken und weniger die Chancen sieht. In der gemeinsamen Diskussion wurden auch die heiklen Punkte dieser Entwicklungen - wie die Nutzung von KI für die Kontrolle von Menschen oder auch militärische Anwendungen der KI - angesprochen. Da konnte Buxmann zumindest teilweise entwarnen. Hier wehren sich Mitarbeiter oft vehement dagegen.

 

Wie holen wir auf?

“Wie können wir in Europa und im Süden Österreichs den Rückstand aufholen?”, wollte Roland Waldner von Philips Klagenfurt, der Leiter der Arbeitsgruppe Innovation der IV Kärnten wissen. Gezielte Forschungsförderung wäre ein vielversprechender Ansatz, meinte Buxmann. Diese Frage dominierte dann die von Stefan Posch (ICG - Integrated Consulting Group) geleitete Diskussion. Stefan Rohringer, Vice President des Development-Center von Infineon in Graz und Sprecher des Vorstandes der IV Steiermark für F&E, verwies auf die zu geringe Zahl an Technikern am Arbeitsmarkt. Er empfahl, brachliegende Kompetenzen unter den bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erheben und die Leute stärker für KI zu begeistern.

Roland Waldner fand, dass KI zu wenig “hip” sei. Mit James Camerons Film “Terminator” und dem berühmten Sohn der Steiermark, Arnold Schwarzenegger, als Maschinenmensch in der Hauptrolle, könne man KI vielleicht in ein etwas spannenderes Umfeld rücken. Diesbezüglich wollte Stefanie Lindstaedt, Geschäftsführerin des Know-Center Graz, auf einen anderen Aspekt hinweisen. Sie würde gerne besser sichtbar machen, was in der Region alles passiert, welch geballtes Knowhow schon vorhanden sei. Allein an der TU Graz beschäftigen sich 10 Professuren direkt oder indirekt mit KI. Eine Kompetenzlandkarte sei zu erstellen. In jeden Vorstand eines Unternehmens gehöre ein Informatiker, überspitzte sie ironisch ihre Forderungen.

Wolfgang Faber, Professor für Semantische Systeme an der Alpen Adria Universität Klagenfurt bestätigte Lindstaedt. Ein Schwerpunkt für KI im Süden Österreichs sei im Entstehen. Die Zusammenarbeit mit der TU Graz ziehe Studierende an. Ihm ist aber auch die Kooperation mit der Wirtschaft, wie in Klagenfurt zwischen Universität und Lakesidepark Science & Technology Park praktiziert, wichtig. Man müsse den Fokus hier noch sehr viel mehr auf Startups lenken.

 

Kooperation trägt Früchte

Seit 2010 finden nun schon die Innovationsgespräche der Innoregio Süd zwischen Steiermark und Kärnten abwechselnd in einem der beiden Bundesländer statt. Wie eng der Innovations- und Forschungsraum inzwischen zusammengewachsen ist, ließen IV-Steiermark-Präsident Georg Knill und die steirische Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung, Barbara Eibinger-Miedl, Revue passieren. Silicon Alps Cluster und Silicon Austria Labs, das steirische Forschungszentrum Joanneum Research mit seinem neuen Robotics-Schwerpunkt in Klagenfurt – die Forschungsregion Süd habe eine große Zukunft vor sich. Und sie werde zu den Gewinnern der Digitalisierung gehören, ergänzte Knill.

Eibinger-Miedl lobte die Initiative der IV Steiermark, den Innovationstruck durch die Bezirke zu schicken und so schon die Kleinsten für Technik zu begeistern. Die Teilnehmer hatten schon vor der Veranstaltung die Möglichkeit genutzt, den Innovationstruck am Hauptplatz von Leoben zu besichtigen.

Kontakt & Information

Gilbert Waldner
Industriellenvereinigung Kärnten
Tel.: +43 (0)463/56615-0
E-Mail: gilbert.waldner@iv.at

 

Industriellenvereinigung Kärnten
Dr.-Franz-Palla-Gasse 21
9020 Klagenfurt am Wörthersee

www.kaernten.iv.at

Zurück zur Übersicht

Nach oben