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9. Oktober 2018

Crowdwork: Was ist das?

Weltweit arbeiten bereits hunderttausende Menschen als CrowdworkerInnen. Crowdwork-Anwendungen kommen mittlerweile in fast allen Branchen und auch für komplexere Tätigkeiten vor – für Übersetzungen genauso wie für technische Entwicklungsarbeit.

Das Prinzip Crowdwork

Im Mittelpunkt der neuen Form der Arbeitsorganisation steht die Online-Plattform. Sie ist Auftraggeber und Auftragnehmer zwischengeschaltet. Von der Beschlagwortung von Modeprodukten, dem Erstellen eines Logos bis zur Reinigungskraft, die private Wohnungen putzt – eine unglaubliche Vielfalt an Dienstleistungen werden von solchen Online-Plattformen angeboten.Crowdwork infografisch erklärt
 
Über eine Onlineplattform werden Arbeitsaufträge an eine große Zahl von Menschen ausgeschrieben, die dort registriert sind. Die Arbeit wird entweder ortsunabhängig (z.B. das Erstellen von Logos, oder die Erledigung von „Micotasks“) oder ortsabhängig (z.B. Botendienste) erledigt. Die Plattformen übernehmen in diesem Prozess viele Aufgaben wie z.B. das Anwerben der Arbeitskräfte, Kommunikation mit Auftraggebern und Auftragnehmern, Arbeitsorganisation und Definition von Arbeitsaufgaben, Entwicklung von Entlohnungssystemen und teilweise auch Festlegung und Abwicklung der Bezahlung bis hin zur Entwicklung von Bewertungssystemen (Ratings), die zur Kontrolle der Plattformarbeiter dienen.

BEISPIEL
Ein Modeschmuck-Hersteller möchte, dass seine Produktbilder auf Google besser gefunden werden und will die Fotos deshalb mit Schlagworten versehen. Er gibt den Auftrag an eine Crowdworking-Plattform weiter. Diese zerlegt den Auftrag in viele kleine Aufgaben (Microtasks) und schreibt für jedes Bild auf der Internetplattform einen eigenen Arbeitsauftrag aus. CrowdworkerInnen beschlagworten also einzelne Bilder vor ihrem Computer und werden pro Bild mit jeweils ein paar Cent von der Plattform bezahlt – egal, wie lange sie für die Arbeit brauchen.
 
Zentral bei der Arbeitsorganisation durch Plattformen ist: Das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Plattformarbeitern wird über die Plattform abgewickelt. Dieses Geschäftsmodell, das auf der „Dreiseitigkeit der Software“ beruht, ermöglicht es Plattformbetreibern unternehmerische, rechtliche und soziale Risiken ebenso wie die Kosten für Arbeitskraft und Produktionsmittel nicht selbst zu übernehmen, sondern weitgehend den anderen beiden Parteien zuzuweisen. (ist z.B. keine Arbeit da, tragen die Crowdworker das Risiko). Die Plattformunternehmer sehen sich nicht als Arbeitgeber, die Crowdworker fallen um grundsätzliche Arbeitnehmerrechte um. Bezahlt wird entweder ein vorab festgelegter Fixpreis, oder im Sinne des Wettbewerbsprinzips, bei dem nur bezahlt wird, wer das beste/schnellste Ergebnis liefert.

Wie bekommen Crowdworker Aufträge?

Variante 1: Crowdwork-Wettbewerb

Bei dieser Variante werden Arbeitsaufträge als Wettbewerbe ausgeschrieben, an denen sich alle beteiligen können. Bezahlt wird dann aber nur, wer am besten oder schnellsten liefert.

Zum Beispiel:
Ein Unternehmen braucht ein neues Logo. Statt einen einzigen Grafiker zu beauftragen, entscheidet sich die Firma für einen Crowdworking-Wettbewerb, denn so erhält sie eine riesige Menge an Entwürfen zur Auswahl.
Auf einer Internet-Plattform schreibt sie den Auftrag aus. CrowdworkerInnen arbeiten nach ihren Vorgaben drauf los und liefern ihre fertigen Layout-Vorschläge online ab. Aber: Nur, wer am Ende vom Auftraggeber den Zuschlag bekommt, wird für die geleistete Arbeit bezahlt. Das Unternehmen spart sich so Entwicklungskosten – die kreative Arbeit der dutzenden anderen GrafikerInnen bleibt unbezahlt.

Variante 2: Crowdworker werden für Aufträge freigeschalten

Bei dieser Variante müssen sich CrowdworkerInnen über ihre bisherigen Leistungen bzw. durch Bewertungen früherer Kunden für neue Arbeitsaufträge qualifizieren.

Arbeiten im Schwarm © Studioback.at, Redaktion: Ute Bösinger

In der ersten österr. Befragung von Crowdworkern geben von 2.003 befragten erwachsenen ÖsterreicherInnen
18% an, im letzten Jahr einmal über eine Plattform gearbeitet zu haben. Eine überraschend große Zahl von 5% gibt an, mindestens wöchentlich Arbeit über eine Online-Plattform zu finden, 9% tun
das monatlich.

Kein Einkommen zum Auskommen

Für die meisten stellt Crowdwork einen Zusatzverdienst dar. Mit 59% gibt der Großteil an, Crowdwork macht weniger als die Hälfte ihres Einkommens aus. Bei 11% mehr als die Hälfte. Für lediglich 2% ist es die einzige Einkommensquelle. Das größte Problem, das Crowdworker in bisher vorliegenden Studien formulieren, ist die geringe Bezahlung. Ein Grund dafür liegt in der auf Plattformen herrschenden großen Konkurrenz und das Fehlen jeglicher Mindeststandards. Andererseits kann, im Bereich des clickwork, die Kleinteiligkeit von Aufträgen ein einkommensbegrenzender Faktor sein. Denn oft werden „Micotasks“, die in wenigen Minuten erfüllt werden, nur mit minimalen Beträgen bezahlt. So geben laut Forschungsbericht des deutschen Bundesministerium für Arbeit und Soziales zum sozioökonomischen Hintergrund und zu den Motiven von Crowdworkern 65% ein durchschnittliches Einkommen pro Auftrag von bis zu 1,99 Euro an. 16% geben an, bis zu drei Euro pro Auftrag zu verdienen. Um ein annähernd akzeptables Einkommen zu erreichen, müssen Crowdworker also sehr viele dieser Aufträge hintereinander erledigen.
 
In der Praxis scheint aber auch die massenhafte Erledigung vieler niedrig bezahlter Mikroaufgaben nicht zu hohen Stundenlöhnen zu führen. Eine Untersuchung der Einkommen von Crowdworkern, die im Rahmen einer Befragung von der ILO durchgeführt wurde, kommt für die Plattformen Amazon Mechanical Turk und Crowdflower auf einen Stundenlohn der zwischen 1 Dollar und 5,4 Dollar liegt.

Gut zu wissen: Amazon Mechanical Turk zahlt zwar einen fixen Preis pro erledigter Aufgabe. Errechnet man aber aus diesen Honoraren einen durchschnittlichen Stundenlohn, so liegt der bei gerade einmal 1,25 Euro.

Kontakt & Information

Mag. Helfried Fasser
AK Kärnten - Öffentlichkeitsarbeit
 
Bahnhofplatz 3
9021 Klagenfurt am Wörthersee
 
Telefon:050 477-2403
 

h.fasser@akktn.at

 

Bildnachweis:

Name Fotograf / AdobeStock/ sdecoret

Name Fotograf / studioback.at / Was ist Crowdwork?

Arbeiterkammer Kärnten
Bahnhofplatz 3
9021 Klagenfurt am Wörthersee

kaernten.arbeiterkammer.at

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